Großbaustelle Rheindamm

Neuer Erddamm: Jahrelange Großbaustelle


Wenn der Rheindamm nach den Plänen des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe saniert wird,  bedeutet das für Mannheim über viele Jahre eine unerträgliche Großbaustelle.


Die Bauphase würde die Menschen und Tiere im Waldpark sowie in den angrenzenden Stadtteilen erheblich belasten.  Neben Massenabholzungen und Bauarbeiten hieße das auch jahrelanger Schwerlastverkehr auf dem Damm und durch die Wohngebiete.


Im Vergleich dazu ist die Einbringung einer durchgehenden Spundwand in den vorhandenen Damm viel schneller umsetzbar, umweltschonender und naturerhaltend. Darüber hinaus bietet sie – im Gegensatz zur Erdbauvariante - auch in der Bauphase die höchste Sicherheit. 


Jahrelange lautstarke Bauarbeiten und enormer Baustellenverkehr

Laut der Antragsunterlagen des RP Karlsruhe beträgt die Bauzeit für den geplanten Erddamm ungefähr drei Jahre. Zuvor hatte die Behörde drei bis fünf Jahre veranschlagt. Ursprünglich hieß es gegenüber Anwohnern fünf bis sechs Jahre. Wie die Erfahrung mit anderen Großbaustellen zeigt, müssten wir uns noch viel länger auf Abholzungen, Bauarbeiten und Baustellenverkehr im Waldpark und in den angrenzenden Gebieten einstellen.


Der Zeitplan des RP ist unrealistisch. : Schließlich will die Behörde rund 8 Hektar Wald  und damit Tausende Bäume roden, einen rund vier Kilometer langen Erdbaudamm - angefangen vom Großkraftwerk Mannheim (GKM) in Neckarau bis zum Lindenhof (Höhe Drachenfelsstraße)  - sanieren, hierfür große Mengen Erdmaterial bewegen, einen Dammabschnitt begradigen, auf einem Großteil der Strecke Spundwände einbringen, einen Deichverteidigungsweg sowie wasser- und landseitige Bermen anlegen, Baustelleneinrichtungs- und Materiallagerungsflächen schaffen. 


Für die großflächigen Rodungsarbeiten muss das RP außerdem Brut- und Vegetationszeiten berücksichtigen. Darüber hinaus sollten die Bauarbeiten nur in der hochwasserfreien Zeit durchgeführt werden.

Speyererer Straße – eine der Haupt-Zufahrtsstraßen zur Großbaustelle Rheindamm

Zehntausende Lkw-Fahrten durch den Lindenhof, das Niederfeld und Neckarau

Ein Ingenieur hat errechnet: Wenn der Damm komplett abgetragen und wieder aufgebaut werden würde, wären schätzungsweise allein für den Ab- und Antransport der Erdmassen Zehntausende Lkw-Fahrten nötig.


Die Anzahl der Fahrten hängt wesentlich davon ab, welcher Anteil des abgetragenen Dammmaterials direkt vor Ort wiederverwendet werden kann oder an anderer Stelle aufbereitet werden muss und wieviel neue Materialien anzuliefern sind. Dies lässt sich genau  jedoch erst in der Bauausführung klären.


Das RP spricht im Erläuterungsbericht zur technischen Planung, Seite 55, von 11.716 Fahrten. Was ebenfalls eine höchst unrealistische Angabe ist.


Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (von 2007 bis 03.08.2023 Erster Bürgermeister und Dezernent für Feuerwehr und Katastrophenschutz der Stadt Mannheim) sprach am 05.11.2022 bei einer Info-Veranstaltung der CDU Mannheim auf dem Rheindamm von schätzungsweise bis zu 30.000 Lkw-Fahrten für jeden der sechs Bauabschnitte. Insgesamt könnten es also bis zu 180.000 Lkw-Fahrten sein, die uns drohen. Was für unzählige Menschen nicht nur erhebliche - vermeidbare - Lärm-, Abgas- und Staubbelastungen bedeuten würde, sondern auch ein stark erhöhten Unfallrisiko. Das beträfe insbesondere auch viele Kinder und Jugendliche, die die Zufahrtsstraßen nutzen oder queren, weil sie dort oder in unmittelbarer Nähe Kindertagesstätten oder Schulen besuchen, in Sport- und Freizeitvereinen aktiv sind oder im Stollenwörthweiher schwimmen gehen. 


Die Belastung wäre so enorm, dass im Projektbegleitkreis vom 26. Juni 2019 angeregt wurde, zu prüfen „ob es möglich ist, die Massentransporte per Schiff durchzuführen, um die Anzahl der Fahrten durch Mannheim zu reduzieren“. So wird in den jetzt vorliegenden Antragsunterlagen für den Transport des Bodenmaterials eine "Schiffsandienung über den Hafen südöstlich des GKM oder die Hafenanlage des GKM" in Erwägung gezogen (siehe Erläuterungsbericht zur technischen Planung, Seite 52).

Parkplatz Weinbietstraße: Hier ist eine Baustelleneinrichtungsfläche geplant. Dafür sollen auch die Bäume auf dem Foto gerodet werden.

Immense Lärm- und Schadstoffbelastung durch Bauarbeiten und Massentransporte

Aus zahlreichen Gesprächen wissen wir: Den meisten ist nicht bewusst, was an Lärm, Schmutz, Feinstaub und weiteren Schadstoffen über viele Jahre auf sie zukommt. Nicht nur im Waldpark bedeutet das Stress pur für Menschen wie für Tiere, sondern auch in den Wohngebieten.


Vorgesehen sind unter anderem Baustelleneinrichtungsflächen auf dem Parkplatz Höhe Weinbietstraße im Lindenhof und auf einem Grundstück in der Parkau im Niederfeld. Auch in Neckarau sind Lagerplätze für das Baumaterial geplant. Logischerweise führen auch die Zufahrten zu den Baustellen durch viele bewohnte Gebiete.


Die größte Baustelleneinrichtung auf einer Fläche von ca. 11.000 Quadratmeter - umgerechnet rund anderthalb Fußballfelder - ist direkt „Bei der Silberpappel“ vorgesehen.  Dieses wunderbare Naturschutzgebiet ist Lebensraum für etliche gefährdete Tier- und Pflanzenarten.  Auf der unten stehenden Karte sind die (grün markierten) Zufahrtsstraßen und die (gelb eingezeichneten) Baustelleneinrichtungsflächen zu sehen.


Baustellen-Zufahrtsstraßen und Baustelleneinrichtungen in den Wohngebieten (Quelle: Antragsunterlagen des Regierungspräsidiums Karlsruhe "2.2.1. - 2.2.4 Übersichtslagepläne-1.pdf", Seite 2)

Hohes Überschwemmungsrisiko in der Bauphase

Ein weiterer großer Schwachpunkt der Sanierungspläne aus Karlsruhe: Während der langen Bauphase besteht ein hohes Überschwemmungsrisiko, vor allem in den Stadtteilen Neckarau und Niederfeld. Denn in den Abschnitten 3  und 4 Nord plant die Behörde einen reinen Erdbaudamm. (Nr. 3 ist der Dammabschnitt nördlich des Franzosenwegs, also der Verlängerung des Rheingoldstraße, die dann zum Strandbad führt, und Nr. 4 der Dammabschnitt im Bereich der Kleingärten.) Wenn der Erddamm in diesen Abschnitten gerade teilweise abgetragen werden und ein extremes Hochwasserereignis eintreten würde, könnte er erst recht brechen oder weggespült werden.


Aber auch in den anderen Dammabschnitten, in denen das RP Spundwände einbauen will, wären schwere Hochwasser in der langjährigen Bauzeit eine große Gefahr. Denn auch in diesen Bereichen würden - vor dem Einbau der Spundwandbohlen - zunächst die Bäume gerodet, also mitsamt ihren Wurzeln entfernt werden. Dies würde teilweise riesige Lücken in den Damm reißen. Zumal das Wurzelwerk je nach Baumart und Bodenbeschaffenheit mindestens so groß ist wie die Baumkrone. Insofern wären bei der Sanierungsvariante des RP auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Lindenhofs und Almenhofs besonders stark gefährdet.


Die – völlig unzureichende – Dammsicherung sieht das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe laut FAQ des RP (Frage 261) wie folgt vor: „Bei der Erdbauweise wird zuerst die landseitige Hälfte des bestehenden Dammes rückgebaut und sofort neu errichtet – in dieser Zeit dient die wasserseitige Hälfte dem Hochwasserschutz. Danach geht es analog auf der Wasserseite weiter. Die Realisierung erfolgt in Abschnitten von 100–300 m, so dass die baubedingt geschwächten Bereiche vor einem Hochwasser rechtzeitig wieder verstärkt werden können.“


Baumerhaltende Spundwandlösung auf der Parkinsel Ludwigshafen: Um die Anwohnerinnen und Anwohner zu schonen, wurden die Stahlbohlen geräuscharm und erschütterungsfrei eingebracht.

Spundwandlösung: Höchste Sicherheit und kurze Bauzeit

Eine durchgängige Spundwand lässt sich dagegen in ein bis zwei Jahren in den rund vier Kilometer langen Dammanschnitt einbringen.  (Je nachdem auch, wie viele Maschinen zur Verfügung stehen.) Das ist mit einem geräuscharmen und erschütterungsfreien modernen Verfahren möglich (dem Silent-Piler-Verfahren). Dieses wurde zum Beispiel beim Einbau der Spundwand auf der Parkinsel Ludwigshafen angewandt. Der Schutz der Bevölkerung ist mit einer Spundwandlösung also viel frühzeitiger gewährleistet – gerade angesichts der Flutkatastrophen ein gewichtiger Aspekt.


Vor allem sind wir damit am sichersten vor Hochwasser geschützt. Außerdem bietet eine durchgehende Stahlspundwand, die als statisches System den herkömmlichen Erddamm ersetzt, auch in der Bauphase die höchste Sicherheit. Denn sie wird einfach in den bestehenden Damm eingerammt, eingepresst oder eingerüttelt.  Die Zwischenbaustände sind ein weiterer großer Vorteil dieser alternativen technischen Lösung.


Michael Detmer, Vorstandsmitglied der Initiative Waldpark Mannheim e.V., zur geplanten 11.000 Quadratmeter (!) großen Baustelleneinrichtungsfläche direkt am Naturschutzgebiet (!) "Bei der Silberpappel"

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