Hochwasserschutz in Ludwigshafen

Umweltschonende Deichsanierung auf der Parkinsel Ludwigshafen

Die Parkinsel ist eines der schönsten Gebiete in Ludwigshafen: Sie ist bekannt für ihren gepflegten Stadtpark, gilt als bevorzugte Wohngegend und ist auch Austragungsort des jährlichen „Festivals des Deutschen Films“.

 

Direkt am Rhein gelegen – und gegenüber unserem Mannheimer Waldpark – gehört die Parkinsel natürlich ebenfalls zu den hochwassergefährdeten Bereichen. Ein guter Hochwasserschutz ist deshalb ein unverzichtbares Anliegen sowohl des Landes Rheinland-Pfalz als auch der Stadt.

 Auf der Insel verläuft die Parkstraße von Süden nach Norden über die ganze Länge und bildet gleichzeitig den Hochwasserdeich. Dieser ist auf der wasserseitigen Dammkrone und der wasserseitigen Böschung mit einer Vielzahl zum Teil recht alter Bäume bewachsen, die Ausläufer des Stadtparks sind.

 

Die Ertüchtigung des Hochwasserdeiches war altersbedingt notwendig. Die Ausführungsplanung dafür begann 2014, die Baumaßnahme wurde von Ende 2014 bis Ende 2015 durchgeführt. Diese kurze Bauzeit ist der Spundwandlösung zu verdanken. Vorbildlich ist insbesondere die umweltschonende Bauweise.

 

Kaum Lärm und Erschütterungen beim Einbau der Spundwand

Auf einer Länge von ca. 1,5 Kilometern wurde wasserseitig eine Spundwand auf der Deichkrone angebracht. Dafür wurden vom nördlichen Ende bis zur südlichen Spitze der Parkinsel 2.500 Spundbohlen eingelassen. Die ca. 7 Meter langen Stahlpaneele wurden mit dem geräuscharmen und erschütterungsfreien Silent-Piler-Verfahren in die Deichkrone eingebracht. Dieses Verfahren wurde auch gewählt, um die nahe Wohlbebauung so wenig wie möglich während der Bauphase zu beeinträchtigen.

 

Nur rund 90 Bäume mussten weichen

 In die wohnbebaute Parkstraße sind Versorgungsleitungen für Strom, Kommunikation, Wasser, Abwasser usw. eingelassen. Da die Gefahr bestand, Leitungen zu beschädigen, war die Einbringung der Spundwand in die Straßenmitte technisch nicht möglich. Deshalb bot es sich an, die Wand an der wasserseitigen Straßenkante zu errichten.  Hierdurch mussten zwar fast 90 Bäume entfernt werden, die sich im direkten Verlauf der Spundwand befanden. Aber die weitaus meisten Bäume konnten erhalten werden.  


Auf den beiden folgenden Prinzip-Skizzen, die sich auf einer Website der Stadt Ludwigshafen finden, sieht man den Zustand vor und nach der Ertüchtigung. Die Spundbohlen gehen durch den Deich und die Decklehmschicht hindurch und sind in der tiefen Sand- und Kiesschicht verankert. Sie erhalten dadurch eine hohe Standsicherheit.



Ein Blick auf die andere Rheinseite beweist: Hochwasserschutz und Baumerhalt sind vereinbar

Das Ergebnis der Arbeiten ist ein sehr sicherer Hochwasserschutz, bei dem der Baumbestand größtenteils erhalten werden konnte. Auf dem drei Meter breiten Streifen wurden 2016 als Ersatz flach wurzelnde Harthölzer als Waldsaum angelegt. Zum Ausgleich für die unumgänglichen Rodungen wurden auf der Parkinsel außerdem 160 Jungeichen gepflanzt.

 

Das Foto zeigt den wasserseitigen Baumbestand, die Parkstraße und die Bebauung nach der Ertüchtigungsmaßnahme.



Damit sind die Stadt Ludwigshafen und das Land Rheinland-Pfalz ihren Verpflichtungen zum Schutz ihrer Bürger und zum nachhaltigen Umweltschutz verantwortungsvoll nachgekommen. Und sie haben den realen Beweis erbracht, dass Hochwasserschutz und Baumerhalt sich sehr gut vereinbaren lassen.

 


Dazu das RP Karlsruhe: „Nicht auf Mannheim übertragbar“

Trotz dieses realen Beweises behauptet das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe in seinem Fragen-Antworten-Katalog (siehe Frage 192 auf Seite 6), dass in Mannheim kein Baumerhalt möglich sei. Wie auch andere stichhaltige Argumente schmettert das RP die Feststellung, dass es doch Praxisbeispiele mit Baumerhalt gebe, pauschal ab: Die Rahmenbedingungen andernorts seien auf Mannheim nicht übertragbar. Diese Argumentation ist unseriös, denn das RP erklärt nicht einmal ansatzweise, welche Rahmenbedingungen anders sind.

 

Zudem sei bei anderen Dammsanierungen „beispielsweise nach einer älteren Fassung der DIN 19712 geplant [worden], die seit 2013 deutlich restriktiver formuliert ist“, so das RP. Das ist so nicht zutreffend: Denn auch die überarbeitete DIN aus dem Jahr 2013 lässt nach Abschnitt „7.5.5. Gehölze“ Bäume auf Dämmen im Fall einer Spundwand als statisches Ersatzsystem ausdrücklich zu.

 

Ein und dasselbe Ingenieurbüro in Ludwigshafen und Mannheim beteiligt

Auch höchst interessant:  Mit der Ausführungsplanung, Bauüberwachung und Objektbetreuung der baumerhaltenden Sanierungsmaßnahme auf der Parkinsel Ludwigshafen war das Ingenieurbüro icon von Heinrich Webler, Mainz, betraut: dasselbe Büro, das an der Planung der baumvernichtenden Rheindammsanierung in Mannheim beteiligt ist.

 

Information der Anwohner erst nach Planfeststellungsbeschluss

 Übrigens erfolgte der Planfeststellungsbeschluss zur Dammsanierung auf der Parkinsel bereits 2011. Laut einem Bericht des Mannheimer Morgen wurden die Anwohner aber erst im Januar 2013 über diesen Beschluss informiert. Als die regionale Presse dann das Thema aufgriff, erfuhr dann auch die breitere Öffentlichkeit von der Baumaßnahme.


Das Gleiche wäre höchstwahrscheinlich bei der Sanierung des Mannheimer Rheindamms passiert. Hier mit einem Planfeststellungsbeschluss, der zur Vernichtung von mehreren Hektar Wald  geführt hätte. Nur durch das Engagement Mannheimer Bürger wurde das seit 2016 geplante Jahrhundert-Projekt 2018 publik. So wandten sich zwei Bewohner des Lindenhofs angesichts der geplanten Abholzungen erstmals 2017 an den seinerzeit amtierenden Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.


Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte die Anwohner am Damm – schon allein wegen erforderlicher Begehungen der Grundstücke am Damm – über die Sanierungs- und Rodungspläne informieren müssen. Nachdem die beiden Anwohner auch auf ein weiteres Schreiben an den damaligen Mannheimer OB keine befriedigende Antwort erhalten hatten, informierten sie Anfang 2018 die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof über das Vorhaben. Erst daraufhin wurde das Großprojekt einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.  Die erwähnten Schreiben sind auf der Seite Starke Argumente - Große Ignoranz abrufbar.


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