Newsletter vom 13.11.2025

13. November 2025

Austausch mit RP zum aktuellen Stand

Standort des Landesbetriebs Gewässer, Regierungspräsidium Karlsruhe


Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,


wie ist der Stand der Untersuchungen, wie breit soll der Eingriffskorridor werden und was genau macht der Baumgutachter?


Über diese Themen informierte das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe am 11. November im Mannheimer Umweltforum – einem Zusammenschluss von 18 Umwelt-, Natur- und Verkehrsverbänden, dem auch unsere Initiative Waldpark angehört. Gestern veröffentlichte das RP dazu eine Pressemitteilung. Heute berichten wir Ihnen über den Austausch und kommentieren einige Punkte.


Eine Herausforderung der Planung: das Thema Grundwasser

Auf Einladung des Umweltforums Mannheimer Agenda 21 e.V. präsentierte RP-Projektleiter Jens Teege die aktuellen Planungen zum Rheindamm. Gemeinsam mit Karina Speil, Referentin für Öffentlichkeitsbeteiligung beim RP, stellte er sich zudem den Fragen der Mitgliedsverbände.


Eine Herausforderung der Planung ist das Thema Grundwasser, so Teege. Damit die durchgehende statisch wirksame Spundwand  stabil steht, muss sie tief genug in den Untergrund eingebracht werden. Der Knackpunkt ist, sie darf die Grundwasserströme nicht einschränken beziehungsweise die bestehende Situation nicht verschlechtern.


Grundsätzlich dürfte dies jedoch zu lösen sein (siehe dazu auch Newsletter vom 04.11.2024): Erstens lassen sich die einzelnen Spundbohlen gestaffelt mit unterschiedlicher Tiefe einbauen. Zweitens können sie mit Schlitzen versehen werden.


Die Ergebnisse des Grundwassermodells sowie weiterer Untersuchungen seien erst 2026 zu erwarten. Erst wenn alles vorliegt, prüft und bewertet das RP die Spundwand-Alternative – und entscheidet sich für die sogenannte Vorzugsvariante, die öffentlich ausgelegt wird.


Eingriffe in den Baumbestand – schon allein wegen der Spundwandramme

Wird die statisch selbsttragende Spundwand umgesetzt, sind umfallende Bäume auf und am Damm kein Problem. Die ursprünglich geplanten jeweils 10 Meter breiten baumfreien Zonen vor und hinter dem Damm sieht das RP bei dieser Variante deshalb für verzichtbar  an. Ein großer Fortschritt.


Einige – oder sehr viele – Bäume auf dem Damm müssen aber vielleicht schon allein wegen des Bauverfahrens entfernt werden. Laut der Pressemitteilung des RP vom 12.11.2025 ist der Eingriffskorridor durch die Breite der Spundwandramme und den Raum, den sie zum Schwenken braucht, bedingt.


Für den Weg auf dem Damm werden weiterhin 4,50 Meter veranschlagt. Für das Einbringen der Spundwand ist laut Protokoll des Gesprächs von RP und Stadt vom 20. Februar (wir berichteten) eine Korridorbreite von mindestens 5 Metern notwendig. Die Spundwand werde mit einem großen Baugerät, der Spundwandramme, in den Damm einvibriert oder eingepresst, wie jetzt zu erfahren war.


Bild: Giken Europe BV, Berlin


Silent Piler als naturschonendere Alternative

Häufiger wird heute allerdings ein anderes Bauverfahren angewendet: der Silent Piler, entwickelt von der Firma Giken. Diese selbstschreitende Spundwandpresse, gilt als „das zuverlässigste, modernste und umweltfreundlichste Einpressverfahren von Spundwänden“, erklärte Giken-Niederlassungsleiter Naji Al-Arjar in einem Fachbeitrag bereits 2013.


Vereinfacht ausgedrückt, schreitet der Silent Piler selbstständig auf der Spundwand und presst dabei die Stahlbohlen ein. Bei uns am Rheindamm könnten die Spundwandelemente mit Hilfe eines Krans von den vielen bestehenden Zuwegungen angeliefert werden.


Es geht sogar noch schlanker: Hinter der Presse kann ein Klemmkran fahren (in der Grafik oben: G.R.B.-Kran) – und hinter dem Klemmkran ein Spundbohlentransporter. Dieses System braucht nur jeweils 1,20 Meter rechts und links von der Spundwandachse Luft, also insgesamt 2,40 Meter und damit deutlich weniger Korridorbreite als eine Spundwandramme.


Der Silent Piler hat noch weitere Vorteile: Er ist relativ geräusch- und erschütterungsfrei und, da er weniger Platz benötigt, auch naturschonender.


Im ursprünglichen Plan des RP von 2022, der einen Erdbaudamm mit Spundwänden als Innendichtung vorsieht, findet er Erwähnung: „Das Einpressen der Spundwände erfolgt sehr lärmarm z.B. mit dem Silent Piler.“ So erwarten wir, dass das Planungsteam den Silent Piler bei der Prüfung der ergänzenden Variante ebenfalls berücksichtigt.


Sehr wichtig: der Verlauf der Spundwand

Insgesamt zeigte sich Teege im Gespräch mit dem Umweltforum offen für Anregungen: „Nehmen wir mit“, schloss er mehrfach. Zum Beispiel bei der Frage, ob sich die Spundwand auch in der Mitte des Damms einbringen lasse.


Die Platzierung der Spundwand ist ein sehr wichtiges Thema (wir berichteten): Denn der Baumerhalt hängt unter anderem wesentlich davon ab, wo die Spundwand eingebaut wird. Das RP sieht grundsätzlich die Einbringung an der Wasserseite vor. An der Landseite sei ebenfalls denkbar. Das wird im Bereich der Kleingärten geprüft, um die Bergahorn-Reihe in diesem Dammabschnitt zu bewahren.


Um Baumalleen auf Dämmen zu erhalten, wird die Spundwand in der heutigen Praxis häufig in der Mitte angeordnet (siehe Fachgutachten von Dr. Ronald Haselsteiner zum Mannheimer Rheindamm). Damit die wunderbare Baumallee im Dammabschnitt, Höhe Schwarzwaldstraße, bewahrt wird, setzen wir uns daher für eine Platzierung in der Mitte ein.


Die Rolle des Baumgutachters

Außerdem konkretisierte Teege die Tätigkeiten und Aufgaben des Baumgutachters. Aktuell beurteilt der vom RP beauftragte Sachverständige, welche Bäume auf dem Damm erhaltungswürdig und -fähig sind. (Für uns hört sich das nach einem möglicherweise unnötigen Aussortieren an.)


Bäume im Arbeitsbereich könnten nicht erhalten werden. Stehen sie am Rand, könnten sie in ihrem Kronen- oder Wurzelbereich betroffen sein. „Im Einzelfall können Planung, wie zum Beispiel die genaue Position der Spundwand, und der Bauablauf so angepasst werden, dass Bäume erhalten bleiben können, soweit dies technisch möglich ist“, so der Wortlaut der Presseinformation. Dem Baumgutachter könnte also eine maßgebliche Bedeutung zukommen. Oder doch nicht?


Paul Hennze, Vorsitzender des NABU Mannheim (anerkannter Naturschutzverband und langjähriges Mitglied des Umweltforums), hält die Baumuntersuchungen im Vorfeld  für nicht erforderlich: Man müsse nicht vorsorglich Bäume entfernen, nur weil diese durch den Einbau der Spundwand beeinträchtigt werden könnten. Man könne einfach warten und schauen, wie sich die Bäume in den Folgejahren entwickeln. Würden durch die Baumaßnahme Wurzeln gekappt werden und infolgedessen Äste absterben, könnten diese bei der regelmäßigen Baumbeobachtung und- -pflege entnommen werden, die ohnehin im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht durchgeführt wird.


„Wir wissen nicht, ob sich die neue Variante als machbar herausstellt“

Alles in allem war es ein guter, konstruktiver Austausch, den wir Mitgliedsverbände des Umweltforums gerne wiederholen würden, bevor die ergänzende Planung offengelegt wird. Wir sind gespannt, ob sich die Spundwand-Lösung realisieren lässt. „Wir wissen nicht, ob sich die neue Variante als machbar herausstellt“, gab Karina Speil abschließend zu bedenken


Herzliche Grüße


Sabine Jinschek  Michael Detmer

Initiative Waldpark Mannheim e.V.

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