Newsletter vom 19.06.2025

Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,
die Stadt Mannheim zeigt derzeit wenig Aufklärungswillen. Es geht um die Bedarfe der Wasserwehr und des Katastrophenschutzes. Unsere Fragen dazu hat die Verwaltung bisher nur unzureichend oder teils gar nicht beantwortet. Ergänzend haben wir zwei Auskunftsersuchen nach Landesinformationsfreiheitsgesetz (LIFG) an die betreffenden Behörden gerichtet. Hier stehen die erbetenen Informationen komplett aus.
Besonders interessiert uns, warum ein 4,50 Meter breiter, für 30-Tonner-Lkws befahrbarer Weg auf dem Damm gebaut werden soll (wir berichteten). Dieser vermutlich übertriebenen Baumaßnahme würden unnötig viele Bäume zum Opfer fallen.
Gerade Mannheim als heißeste Stadt Deutschlands hat jeden Baum bitter nötig, wie ein aktueller „Hitze-Check“ bestätigt. Ohne mehr Stadtgrün könnte sie zudem schon bald zur Hitzehölle werden. Das wurde im Juni bei einem Hochwasserschutzforum deutlich gemacht.
Noch viele Fragen ungeklärt
Nach der Pressemitteilung und einem zusätzlichen Pressetermin des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe im März haben wir Bürgermeister Dr. Volker Proffen am 10. und 21. März mehrere schriftliche Fragen gestellt. Unter anderem wollten wir wissen: Warum sollen bei einem Extremhochwasser Lastkraftwagen auf dem Damm fahren? Welche Aufgaben habe diese? Wäre der Weg bei einem Überströmen des Damms überhaupt befahrbar?
Am 23. April hat Proffen – zusammen mit der Ersten Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell – geantwortet. Auf die oben aufgeführten Fragen sind sie allerdings nicht eingegangen. Auch zu weiteren Themen haben sie keine Stellung genommen. Zu den Punkten in unserer E-Mail vom 21. März haben wir überhaupt keine Rückmeldung erhalten – auch nicht, nachdem wir erneut höflich nachgehakt haben.
Wegbreite noch offen, 30-Tonner gesetzt
Insgesamt liefert das Schreiben von Proffen und Pretzell kaum Konkretes. (Die gesamte Korrespondenz finden Sie auf unserer Internetseite.) Eine Information lautet, die Wegbreiten seien noch nicht final festgelegt.
Eine weitere Antwort bestätigt zu unserer Bestürzung, dass der Weg auf dem Damm für 30 Tonnen schwere Lkws ausgelegt werden soll. „Dies ist aus Sicht der Wasserwehr und des Bevölkerungsschutzes ausreichend“, heißt es. Solche Kolosse? Und das selbst bei einer Spundwand? Und warum „ausreichend“? Die Kernfrage lautet, ob diese schweren Lkws zwingend notwendig sind.
Wir haben dazu mit einem erfahrenen Mitarbeiter einer Berufsfeuerwehr gesprochen: Er hält das Fahren von 30-Tonnern auf einem aufgeweichten Damm für problematisch und gefährlich. Wann und warum bei einer Spundwandlösung solche Schwerlaster erforderlich sein sollen, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Weitaus geeigneter seien leichtere, wendigere Fahrzeuge.
Wird hier der erste Schritt vor dem letzten gemacht?
Auch weitere Aussagen in dem Amtsbrief sind uns ein Rätsel. Zum Beispiel: „Je nachdem, wie die Planungen des Regierungspräsidiums konkret aussehen, resultieren hieraus unterschiedliche Konsequenzen für die Baumaßnahme selbst, aber auch für die Wasserwehr und den Bevölkerungsschutz.“ Dass die Planungen entsprechende Konsequenzen haben, ist logisch. Aber müsste der Prozesse nicht gerade umgekehrt laufen? Sprich, zuallererst formulieren die Mannheimer Wasserwehr und der Katastrophenschutz ihre jeweiligen Anforderungen, im nächsten Schritt wird die passende Baumaßnahme festgelegt und auf dieser Basis erstellt das RP dann seine Planungen?
Gesprächsprotokoll und Stellungnahmen angefordert
Nach der unbefriedigenden Antwort der Stadtspitze haben wir uns am 5. Mai mit einem formellen Antrag an die Verwaltung gewandt: Wir haben ein Auskunftsersuchen nach dem Landesinformationsfreiheitsgesetz (LIFG) Baden-Württemberg an die Wasserwehr und den Katastrophenschutz gerichtet. Darin haben wir darum gebeten, uns das Protokoll des Gesprächs der beiden Behörden mit dem RP zu senden, in dem es um die Bedarfe der Wasserwehr und des Katastrophenschutzes in Verbindung mit einer Spundwandvariante ging. Darüber hinaus haben wir die im Vorfeld des Gesprächs abgegebenen Stellungnahmen angefordert.
Obwohl die gesetzliche Antwortfrist von vier Wochen bereits verstrichen ist, sind uns die Dokumente bislang nicht zur Verfügung gestellt worden. Die Wasserwehr teilte uns mit, dass für die Auskunft mit einem Verwaltungsaufwand von 17,70 Euro je angefangene 15 Minuten zu rechnen sei, allerdings mit höchstens 354 Euro. Ob wir den Antrag unter diesen Voraussetzungen weiterverfolgen möchten? Was wir bejahten.
Vom Katastrophen- bzw. Bevölkerungsschutz bekamen wir – nach einer freundlichen Erinnerungsmail – am 13. Juni die Rückmeldung, das Protokoll liege noch nicht vor. Das Gespräch, um das es geht, fand laut Pressemitteilung des RP wohlgemerkt Ende Februar statt, also bereits vor dreieinhalb Monaten!
So müssen wir uns weiter gedulden, bis wir mehr über die Anforderungen der Stadt bei Hochwasser und Extremhochwasser im Fall einer Spundwandlösung erfahren.

Mannheim - die heißeste Stadt in ganz Deutschland (Bild: Deutsche Umwelthilfe)
Extreme Hitze – rote Karte für Mannheim
Ein Extremhochwasser bei uns am Oberrhein wird angesichts der weiter schmelzenden Alpengletscher immer unwahrscheinlicher. Traurige Realität ist dagegen die extreme Hitze in Mannheim. 88 Prozent der Bevölkerung seien davon betroffen, so das Ergebnis des Hitze-Checks 2025 der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Mannheim sei bundesweit die heißeste Stadt – bedingt durch hohe Temperaturen, starke Versiegelung und zu wenig kühlendem Grün.
„Unser Hitze-Check ist ein Alarmsignal und sollte ein Weckruf für Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sein“, mahnt DUH Geschäftsführerin Barbara Metz. „Ab sofort muss die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau und die jeder anderen Infrastruktur.“

Einer von mehr als 2.000 Schottergärten in Mannheim, die die Überhitzung unserer Stadt noch verstärken.
Zu viel Beton, zu wenig Grün
„Wir begrünen überall, wo es geht“, sagt Umweltbürgermeisterin Pretzell dazu im SWR-Interview vom 12. Juni. (Wobei sie vor dem Technischen Rathaus im neuen Glückstein-Quartier steht, in dem kein einziges Dach und keine einzige Fassade begrünt sind.) Und sie verweist auch auf das Programm „1.000 Bäume für Mannheim“.
Zwar hat die Stadt bereits einige Schritte in die richtige Richtung unternommen. Als Hitze Spitzenreiter in ganz Deutschland muss sie jedoch mehr tun. Zum Beispiel müsste sie gegen mehr als 2.000 Schottergärten in Mannheim vorgehen, weil diese die Überhitzung noch verstärken. So fordert das Mannheimer Umweltforum mit seinen 18 Mitgliedsverbänden – darunter unsere Initiative – schon seit einiger Zeit von der Verwaltung, das mittlerweile geltende Verbot solcher Steinwüsten durchzusetzen (auch das ist Thema des SWR-Beitrags). Doch die Stadt schreitet „mangels Personalressourcen“ nicht dagegen ein.

ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke beim Hochwasserschutzforum Rhein-Neckar in Mannheim: Erschreckend ist vor allem das Tempo der Erwärmung.
Mannheim wird rapide heißer
Dabei sind der Rückbau der rechtswidrig angelegten Schottergärten und generell die Entsiegelung unbedingt erforderlich. Denn die Stadt wird rapide heißer. ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke veranschaulichte dies beim Hochwasserschutzforum Rhein-Neckar am 3. Juni eindrücklich. Anhand einer Grafik zeigte er die Entwicklung der Höchsttemperaturen seit 1960.
Erschreckend ist vor allem das Tempo der Erwärmung in Mannheim – wie auch weltweit. Bereits 2031 könnte die globale Zwei-Grad-Schwelle gerissen werden, warnt der Top-Meteorologe. Auch für Mannheim könnte das
Hitzewellen von über 45 Grad bedeuten – mit lebensgefährlichen Folgen: Schon heute ist Hitze vor allem für alte und schwache Menschen tödlich.
„Ein stiller Killer,“ sagt Schwanke.
„Grün, Grün, Grün! Bäume, Bäume, Bäume!“, appelliert er deshalb an Städte.
Stadtbäume und Stadtwälder: natürliche Klimaanlagen
Die Anzahl – klimaresistenter – Stadtbäume deutlich zu erhöhen, ist also essenziell für Mannheim. Gleichzeitig muss die Verwaltung verstärkt in anpassungsfähige Bäume in den Stadtwäldern investieren, was sie vorrangig im Käfertaler Wald und im Dossenwald bereits in Angriff genommen hat. Neuanpflanzungen und deren Pflege erfordern allerdings hohe Summen – und das bei klammer Stadtkasse.
Erst recht müssen die Verantwortlichen vor diesem Hintergrund bestehende, relativ gesunde und resiliente Auwaldbäume auf dem Rheindamm weitestgehend erhalten. Besonders wichtig ist der dortige Baumbestand als kühler Zufluchtsort – wie auch der Waldpark insgesamt – für Menschen, die in kleinen Wohnungen ohne Balkon, Garten oder sonstiges Grün vor der Haustür leben. So leistet der Waldpark als natürliche Klimaanlage auch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit.
Aber verfolgt die Stadtspitze das Ziel des Baumerhalts auf dem Damm mit dem erforderlichen Nachdruck? Angesichts der jüngsten Verlautbarungen des Regierungspräsidiums und der zögerlichen Informationspolitik der Stadt verstärken sich unsere Zweifel.
Die Verwaltung könnte diese möglicherweise ausräumen, indem sie uns die erbetenen Protokolle und Stellungnahmen zeitnah zukommen lassen würde.
Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße
Sabine Jinschek Michael Detmer
Initiative Waldpark Mannheim e.V.