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Newsletter vom 05.07.2023

Juli 05, 2023

Ist der Kahlschlag schon beschlossene Sache?


Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,


die Anzeichen verdichten sich, dass sich die Stadt Mannheim mit dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe bereits auf eine Spundwandlösung mit Kahlschlag geeinigt haben könnte.


Diese Vermutung wird durch einen Artikel im heutigen Mannheimer Morgen (MM) verstärkt: Christian Specht habe bei einer Wahlkampfveranstaltung von einem möglichen Kompromiss mit dem RP gesprochen, berichtet der MM. Dass dieser „Kompromiss“ nach uns vorliegenden Informationen die Fällung aller Bäume auf dem Rheindamm bedeuten würde, hat Specht leider nicht deutlich gemacht.


Der „mögliche Kompromiss“ ist kein Kompromiss!

„Ich gehe davon aus, dass die Spundwandlösung kommen wird“, wird Specht in dem MM-Artikel Mannheimer Dammsanierung: Möglicher Kompromiss mit Regierungspräsidium zitiert. Weiter heißt es in dem Beitrag: „Nach seiner [Spechts] Einschätzung werde das RP Karlsruhe einen neuen Vorschlag machen, der ‚sehr nah an unsere Vorstellung‘ herankomme. Bäume würden allerdings auch bei dieser Lösung gefällt werden müssen. ‚Nur weniger.‘“


„Weniger Bäume“ ist stark untertrieben. Wie wir gestern in unserem Newsletter berichtet haben, will das RP offenbar auch bei einer durchgehenden statisch wirksamen Spundwand alle Bäume auf dem Damm abholzen. Zwar könnten die im Plan vorgesehenen Wege zur Deichverteidigung auf der Krone und der Berme, die Deichschutzstreifen sowie baumfreie Zonen rechts und links vom Damm entfallen, wie uns vertraulich mitgeteilt wurde. (Dies erklärt auch, warum Specht – Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim, Dezernent für Feuerwehr und Katastrophenschutz und OB-Kandidat der CDU – von weniger zu fällenden Bäumen spricht.)


Für den Katastrophenschutz soll nach den uns vorliegenden Informationen jedoch eine zehn Meter breite, für Schwerlaster befahrbare Straße gebaut werden. Damit im unwahrscheinlichen Szenario – Extremhochwasser und gleichzeitiger Orkan – keine Einsatzkräfte zu Schaden kommen, sollen die Bäume auch links und rechts dieser Straße entfernt werden. Also auch Hunderte Baumriesen, kostbare alte Eichen, Buchen und Ulmen, die auf dem rund vier Kilometer langen Damm Schatten spenden, für Kalt- und Frischluft sorgen und das Landschaftsbild prägen.



Dass Specht das Ausmaß des drohenden Kahlschlags verschweigt und die geplanten Rodungen auf dem Damm als Kompromiss verkauft, ist eine Irreführung der Bürgerinnen und Bürger.


Was ist mit den Ergebnissen des Fachgutachters Haselsteiner?


Bis zu 90 Prozent der Bäume könnten durch den Einbau einer durchgängigen statisch wirksamen Spundwand erhalten werden, so Dr. Ronald Haselsteiner in seinem Fachgutachten für die Stadt Mannheim. Auch das Argument der Gefährdung der Rettungskräfte entkräftet Haselsteiner in seinem Gutachten: Nicht nur im Hochwasserfall und nicht nur für Einsatzpersonal, sondern für alle öffentlichen Wege müsse im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht dafür gesorgt werden, dass von Bäumen keine Gefahr ausgeht.


„Eine Anpassung des vom RP vorgesehen Plans an die Ergebnisse des Fachgutachtens von Dr. Haselsteiner ist deshalb unerlässlich,“ schließt das Einwendungsschreiben der Stadt Mannheim. Macht die Stadt sich die fundierten Ergebnisse des hocherfahrenen Wasserbau-Ingenieurs jetzt gegebenenfalls nicht zunutze?


Die Stadt darf einen solchen „Kompromiss“ nicht eingehen! Schon heute ist Mannheim die heißeste Großstadt Deutschlands – mit einer düsteren Klimaprognose. Vor allem aus diesem Grund ist die sich nun abzeichnende Lösung mit einer großflächigen Vernichtung von Auwald für uns inakzeptabel.



Herzliche Grüße


Sabine Jinschek    Michael Detmer

Initiative Waldpark Mannheim e.V.

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